Verzweifeltes Warten auf Rekordbedingungen

Die “Spindrift 2” bereitet sich auf die Weltumrundung vor und glaubt ein gutes Wetterfenster für den Start in der kommenden Nacht gefunden zu haben. Foto: Chris Schmidt/Spindrift Racing

Der bisherige Winter auf der Nordhalbkugel der Erde bot keine Bühne für die Rekordsegler. Über zwei Monate lauert die Crew des 40-Meter-Tris „Spindrift 2“ nun darauf, in die Weltumsegelung starten zu können. Heute Nacht soll es nun soweit sein.

2017 hat die „IDEC Sport“ den Rekord für eine Nonstop-Weltumsegelung auf 40 Tage 23 Stunden 30 Minuten und 30 Sekunden gedrückt. Nun will die Trimaran-Konkurrenz von der „Spindrift 2“ um den Franzosen Yann Guichard diese Marke unterbieten. Doch bisher musste die zwölfköpfige Crew verzweifelt auf das geeignete Wetterfenster warten. Nun könnte sich die Möglichkeit ergeben, um der Konkurrentin die Jules Verne Trophy für die schnellste Weltumrundung unter Segeln wieder zu entreißen.

„Wir sind seit dem 5. November in Bereitschaft, und es gab keine wirkliche Gelegenheit, um die Welt schnell zu umrunden: Ich habe noch nie einen solchen Winter erlebt!“, sagt Guichard. Der erste Fokus bei einem Rekordversuch auf der traditionellen Route von der Insel Ushant vor der französischen Bretagneküste aus den Atlantik herunter an den großen Kaps vorbei (Kap der Guten Hoffnung, Kap Hoorn) durch das Südpolarmeer und wieder zurück nach Ushant liegt darauf, schnell den Äquator zu erreichen. „Wir müssen in fünf Tagen den Äquator überqueren“, sagt Guichard und glaubt nun, eine kleine Möglichkeit entdeckt zu haben.

Die „Spindrift 2“ macht sich in Brest bereit, noch am Dienstag den Hafen zu verlassen, um möglicherweise in der Nacht auf die Rekordjagd zu gehen. Allerdings ist die Option mit vielen Fragezeichen versehen. Denn eine schwere Wetterfront rauscht heran, die alle Versuche zunichte machen könnte. Doch dahinter kommt dann schon wieder ein Azoren-Hoch, das den riesigen schwarz-goldenen Tri einbremsen würde.

Läuft aber alles nach Plan, könnte die „Spindrift 2“ den Äquator rechtzeitig erreichen, um sich in ein System im Südatlantik einzuklinken und in weniger als zwölf Tagen bis zum Kap der Guten Hoffnung durchzurauschen. So zumindest hat es der Team-Wetterrouter Jean-Yves Bernot ausgeklügelt.

„Die Doldrums bleiben eine Unbekannte, aber zu dieser Zeit des Jahres sind sie oft nicht zu schlimm. Der Südatlantik scheint nicht blockiert zu sein, aber Vorhersagen über zehn Tage hinaus sind nicht sehr zuverlässig. Es wäre schön, bis zum Indischen Ozean einen Tag schneller zu sein als Francis Joyon, denn er hat den Indischen Ozean sehr schnell absolviert und es wird schwer, das besser zu machen“, sagt Guichard.

Die “IDEC Sport” hat vor zwei Jahren die Referenzmarke gesetzt. Foto : Jean-Marie Liot / Alea

Der Franzose baut auf insgesamt zwölf Mann. Beim letzten Versuch der „Spindrift 2“ in 2015 waren es noch 14. Diesmal aber ist der Tri mit einem etwas verkleinerten Rigg unterwegs und damit besser zu handhaben. Daher setzt die Crew auf dauerhaft kräftige Winde: „Unter zwanzig Knoten Wind sind wir weniger effizient: Auf dem Papier hat der Trimaran das Potenzial von Joyons Tri, und vielleicht werden wir unter bestimmten Bedingungen bei ähnlichen Wetterbedingungen in der Lage sein, den Rekord zu brechen.“

„Spindrift 2“ ist in diesem Jahr das einzige Team auf weiter Flur mit dem Vorhaben, einen Rekordversuch zu starten. Die „IDEC Sport“ hat nach dem Sieg bei der „Route du Rhum“ andere Pläne für die kommenden zwei Jahre und wird Rekorde im Mittelmeer und Asien brechen wollen. Die „Banque Populaire 5“ ist nach ihrer Kenterung bei der „Route du Rhum“ nur noch ein Wrack, und die „Macif“ hatte ebenfalls schwere Schäden bei der „Route du Rhum“ davongetragen.

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