Kieler Woche auf Höhenflug
Die Kieler Woche ist die Symbiose aus Tradition und Moderne. In 2019 wird das weltgrößte Segelevent bereits zum 125. Mal ausgetragen und erfindet sich doch immer wieder neu. Frische Klassen und Events peppen das Geschehen auf.
Vor rund 250 Gästen aus Wirtschaft, Politik und Sport blickten die Organisatoren mit ihren Partnern und Aktiven beim Empfang zur boot in Düsseldorf in Richtung Kieler Woche 2019 (22. bis 30. Juni).
Vom Auftritt der deutschen Segel-Nationalmannschaft bis zur EM der traditionellen und boomenden OK-Jolle, von den Klassikern bis zu den foilenden Motten und Waszps, von der stolzen Swan 50 bis zum 4,06 Meter kurzen Laser 4.7, vom Angebot für die neue olympische Disziplin „Double Hand Offshore“ über die 2.4mR bis zum Auftritt der Youth Sailing Champions League reicht die sportliche Bandbreite einer Kieler Woche, die zudem reichlich gesellschaftliche und kulturelle Höhepunkte bietet.
„2018 haben wir das Segeln live und direkt in die Innenstadt bringen können. Dieser Ansatz ist hochmodern und wird natürlich fortgesetzt“, so Kiels Stadtpräsident Hans-Werner Tovar zu der Übertragung der Regatten auf LED-Leinwände in der Innenstadt.
Aber nicht nur das Kieler-Woche-Jubiläum wird in Kiel zu spüren sein, denn auch die boot Düsseldorf feiert noch im Juni. „Wir werden das gesamte Jahr 2019 den 50. Geburtstag der boot feiern, schließlich wird sie doch erst im November 50. Damit haben wir fast ein ganzes Jahr Zeit, diese wunderbaren 50 Jahre zu feiern. Natürlich wird der Spirit der 50 boot Jahre auch noch im Sommer in Kiel zu spüren sein“, so Werner Dornscheidt, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Düsseldorf.
Dirk Ramhorst umriss die seglerischen Highlights der 125. Kieler Woche in Kürze: „Im Bereich Foiling wird die Kieler Woche für die Einheitsklasse Waszp, die Konstruktionsklasse Moth und zusätzlich ‚offen‘ ausgeschrieben. Wir wollen damit neue Aktive, aber auch Stammkunden der Kieler Woche wie die OK-Jollen mit deren EM mit unserem Klassenportfolio ansprechen.“
„In den Diskussionen um den Sailing World Cup wurden wir seitens World Sailing immer für unsere Mischung aus olympischen, internationalen und offshore Veranstaltungen kritisiert, doch gerade letzteres erweist sich jetzt als perfekt auch für World Sailing. Denn wir sind die einzige ‚klassische‘ Veranstaltung, die nun unmittelbar auf das Double-Hand-Offshore-Format reagieren kann“, ergänzte Ramhorst.
Möglichst geschlossen und komplett wird dazu die deutsche Segelnationalmannschaft in Kiel antreten. „Natürlich steht die Kieler Woche bei allen im Regattaplan. Jeder liebt es, zuhause zu segeln. Und jeder möchte auf dem Heimpodium stehen“, so die Sportdirektorin des DSV, Nadine Stegenwalner. Das Zusammenspiel mit dem Nachwuchs, mit Freunden, Sponsoren und dem gesamten DSV-Team sei immer ein besonderer Höhepunkt im Regattakalender, so die Stranderin, die seit über zwei Jahren auch Vizepräsidentin des Weltseglerverbandes ist.
Auch wenn ein Sieg in Kiel dem Selbstbewusstsein gut tut und der Auftritt in Kiel Pflicht und Kür zugleich ist, ist in diesem Jahr die Sicherung der Nationenplätze für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio wichtiger. In acht Klassen möchte der DSV in Japan vertreten sein, in fünf Klassen (49er FX, Nacra 17, Finn, 470er Männer und 470er Frauen) muss der Platz für Deutschland noch ersegelt werden. Die entscheidenden Weltmeisterschaften – im Finn ist es die EM – finden deutlich nach der Kieler Woche statt. „In Kiel geht es daher eher um den Feinschliff. Hier kann man auch Mut sammeln. Denn man muss auch lernen, aufs Treppchen zu kommen“, so Stegenwalner.
Einer, der beim Thema Olympische Spiele ganz sicher mitsprechen kann, ist Roland Gäbler. Der Bronzemedaillen-Gewinner von 2000 im Tornado möchte für 2024 seine siebte Olympiakampagne starten. „Wir wollten ohnehin mehr Double Hand Offshore segeln und hatten uns schon ein paar Rennen ausgesucht. Das jetzt Mixed olympisch wurde, passt perfekt in unseren Plan. Es wäre meine siebte Olympia-Kampagne. Wir folgen unserem großen Vorbild Paul Elvström. Und solange wir mit Doppeltrapez im Tornado Meisterschaften gewinnen, können wir auch jede beliebige Yacht segeln“, so Gäbler zu seiner Kampagne mit Ehefrau Nahid, mit der der heute 54-Jährige seit 2009 zusammen Regatten segelt.
Zudem wachsen der Kieler Woche Flügel. Die Motten hatten bereits 2008 ihren ersten Auftritt bei der Kieler Woche. Jetzt gibt es ein Wiedersehen. 49er-Bronzemedaillengewinner Erik Heil (Kiel), 49er-Europameister Justus Schmidt (Schönwalde) sowie der WM-Dritte und mehrfache Kieler-Woche-Sieger im Laser, Philipp Buhl (Sonthofen), haben ihr Interesse bekundet, vor ihrem Auftritt in den olympischen Klassen in der Motte zu fliegen.
Ein absoluter Foiling-Fan ist auch Ferdinand Ziegelmayer. Der Hamburger Laser-Generalimporteur hat auch die Waszp im Angebot und schwärmt vom Fliegen. „Die Waszp ist der Einstieg ins Foilen. Man kann die Waszp als Schwester der Motte bezeichnen, einfacheres Konzept zu weniger als der Hälfte des Preises einer Motte“, rechnet Ziegelmayer vor.
Doch nicht nur die olympischen Klassen und die „Überflieger“ stehen bei der Kieler Woche im Mittelpunkt des Interesses. Auch in traditionellen internationalen Klassen geht die Post ab. Ein besonderes Beispiel ist die OK-Jolle, die im Rahmen der Kieler Woche ihre Europameisterschaft austrägt. Auch aus olympischen Bootsklassen drängen große Namen in die OK-Jolle, deren Segler für großen Zusammenhalt und geselliges Beisammensein bekannt sind. „Zurzeit boomt es tatsächlich enorm in der Klasse“, so Jan Kurfeld (Wismar), Kieler-Woche-Sieger und WM-Dritter 2018.