36. AC: ETNZ-Werft fertig für den Einsatz
Der America’s Cup nimmt Fahrt auf. Titelverteidiger Emirates Team New Zealand (ETNZ) hat gerade den Ausbau einer Halle fertiggestellt, um dort den AC75 zu bauen. Auch das Stars&Stripes Team USA steckt schon in der Detailarbeit.
Es ist das erste Mal in der erfolgreichen AC-Geschichte von Neuseeland, dass das kleine Land am anderen Ende der Welt einen AC-Renner in einer eigens dafür eingerichteten Werft baut. Die Halle steht an der Nordküste von Auckland, dem Austragungsort des Cups im Frühjahr 2021.
Zwei Monate hat der Ausbau der Fabrikhalle gedauert
Die von ETNZ-Bauleiter Sean Regan geleitete Anlage entstand in einer entkernten Fabrikhalle und verwandelte den Zweckbau in eine der modernsten Bootsbauanlagen im Land. „Wie bei allem im America’s Cup ist die Zeit von entscheidender Bedeutung. Beim Aufbau der Anlage haben wir uns zwei Monate nach der Übernahme der Halle Zeit gegeben, um mit dem Bau unseres ersten Bootes starten zu können“, berichtete Regan.
Der Grundriss des 1800 Quadratmeter großen Gebäudes wurde nach den Bedürfnissen des Teams in Rücksprache mit den führenden Bootsbauern in Neuseeland gestaltet. „Wir haben uns den Grundriss angesehen und alles Knowhow für die Produktion der technisch fortschrittlichsten Composite-Rennyacht eingebracht – von der Anordnung der drei Öfen, der Heizung, Absaugung, Klimatisierung, Beleuchtung, Lagerung, den Kränen, dem Zugang usw.“, so Regan.
Neben dem Aufbau der Anlage wurde auch das 40-köpfige Werftteam zusammengestellt. „Wir konnten eine Gruppe von Spezialisten für den Bootsbau zusammenstellen – einige von ihnen kommen von Schlüsselpersonen bei Cookson’s Boats, andere waren schon im Shore-Team von ETNZ. Dazu kommen einige hungrige junge Auszubildende. Das Beste daran, den America’s Cup nach Neuseeland zurückgebracht zu haben, ist die Chance, die in den letzten Jahren stagnierende Branche wieder anzukurbeln.“
Im Sommer soll der erste ETNZ-Monohull fertig sein
Der erste AC75 vom ETNZ soll Mitte des Jahres aus der Halle geschoben werden. Und Regan ist zuversichtlich, dass es ein Erfolg wird: „Nennen Sie mich voreingenommen, aber ich denke, wir haben eine der besten Anlagen für den Bau von Composit-Booten in Neuseeland zusammengestellt und hoffen, dass es dem Team für den Cup, aber auch für die gesamte Schifffahrtsbranche bei Projekten außerhalb des America’s Cup helfen wird.“
Im Vergleich zum ETNZ scheint der frische Herausforderer aus den USA schon ein paar Schritte weiter zu sein. Das Stars&Stripes-Projekt befindet sich nach eigenen Angaben bereits in der Bauphase. Basis dafür war der Kauf eines Design-Pakets vom ETNZ. Dieses Paket enthielt ein komplettes Design für den ersten AC75 des Teams, das mit dem Boot von ETNZ identisch ist. Außerdem hat Stars&Stripes die Möglichkeit, ein weiteres Basis-Designpaket für das zweite Boot zu erwerben.
Daneben setzt Stars&Stripes aber vor allem auf amerikanisches Knowhow: „Seit unserer Meldung übertraf die Unterstützung, die wir für ein ausschließlich amerikanisches Team erhalten haben, unsere Erwartungen“, sagte Justin Shaffer, CEO von Stars&Stripes. Auch in den USA will man mit dem AC-Team die Basis für eine Verbesserung der maritimen Wirtschaft legen.
Ausgehend vom Design-Paket hat sich das Entwicklerteam unter Leitung von JB Braun auf innovative Performance-Lösungen konzentriert, um die Foil- und Ruderkonstruktionen, die Software und das Segeldesign zu verbessern. Klangvolle Namen gehören zum Designteam. So etwa Alon Finkelstein, der 15 Jahre Erfahrung bei Farr Yacht Design und drei Jahre bei Oracle Racing einbringt.
3Di-Technologie von North ist ein wichtiger Baustein bei Stars&Stripes
Zudem bringt North Sails sein Wissen in die Kampagne ein. Die Abkehr von den starren Flügel-Segeln hin zu den Doppeltuch-Flügeln dürfte die 3Di-Technologie von North voll zur Geltung bringen. Ken Read, Präsident von North Sails, ist jedenfalls schon mal voll des Lobes für die Stars&Stripes-Kampagne: „Das Design-Programm des Stars&Stripes Team befindet sich in den sehr fähigen Händen von JB, einem der talentiertesten Segeldesigner, und wir alle bei North Sails freuen uns auf den 36. AC. Ich persönlich freue mich sehr, die amerikanischen Teams beim nächsten Cup zu sehen. Ihre Vorgänger bilden einen großen Teil meines professionellen Segellebens während des America’s Cup-Zyklus von 2000 bis 2003.“
Die Yacht soll nun in Holland am Michigan-See gebaut werden. Die Werft Composite Builders wird von Brian MacInnes geführt, der bereits an diversen AC- und Volvo-Ocean-Race-Kampagnen beteiligt war. Das Team besteht inzwischen aus 20 Bootsbauern.