Deutsche 470er-Frauen: Millimeterarbeit zum Doppel-Triumph
Perfektes Finale für die deutschen 470er-Frauen. In einem dramatischen Medal Race sicherte sich die deutsche Nationalmannschaft Gold und Silber beim Worldcup von Miami. Und es hätte nicht spanennder sein können. Denn erst mit der letzten Tonnenrundung brachten sich Frederike Loewe/Anna Markfort in die Gold- und Fabienne Oster/Anastasiya Winkel in die Silberspur.
Es war ein reiner Nervenkrimi vor der sonnigen Küste Floridas: Miami Vice war dagegen ein purer Langweiler. Als erste und dritte Crew das Rankings waren Loewe/Markfort sowie Oster/Winkel in den Abschusskirimi gegangen. In einem Wechselspiel von Wind und Platzierungen schwankten die Platzierungen zwischen Flop und Top. Zwischenzeitlich schienen alle Medaillen in den flauen Brise davonzutreiben, doch mit dem letzten Quentchen Fortune drehte sich das Spiel zu einem Happy End für die Deutschen.
In einem wegen der flauen Brise verspäteten Start wählten Frederike Loewe/Anna Markfort, die sich am Vortag in das Gelbe Trikot gesegelt hatten, die Position am Pin-End der Linie. Keine gute Wahl, wie sich schnell zeigte. Denn die Kielerinnen kamen nicht gut weg, mussten sich durch den dichten Verkehr arbeiten. Dagegen versuchten sich die direkten Konkurrenten um Gold, die Britinnen Hannah Mills/Eilidh McIntyre sowie Fabienne Oster/Anastasiya Winkel auf der rechten Seite. Dort hatten sie freien Wind und konnten sich zunächst einen kleinen Vorteil erarbeiten.
Aber das Lüftchen blieb schwierig. So mühte sich das Feld in knappen Abständen um die erste Tonne. Während Oster/Winkel hinter den Britinnen und dem brasilianischen Team Fernanda Oliveira/Ana Luiza Barbachan auf Bronzekurs lagen, schien den Trägerinnen des Gelben Trikots das Gold noch aus den Händen zu gleiten.
Doch die Deutschen steckten nicht auf. Am zweiten Luvfass war es weiterhin eng – mit Vorteilen für Großbritannien und Brasilien. Während Mills/McIntyre weit nach rechts segelten, setzten Oliveira/Barbachan früh die Halse und gingen auf die linke Kursseite. Loewe/Markfort wählten den Weg durch die Mitte, und Oster/Winkel halsten direkt vor den Britinnen. Für beide deutsche Crews zahlte sich das aus: Oster/Winkel zwängten sich an Rang drei durch das Downwind-Gate auf den letzten kurzen Raumwind-Gang zum Ziel, Loewe/Markfort schlüpften noch vor Mills/McIntyre als Vierte um die Tonne. Und so ging es auch ins Ziel. Und die Ränge drei und vier reichten den GER-Teams, um schließlich Gold und Silber sicherzustellen.
„Wir feiern unsere erste Worldcup-Medaille überhaupt“, jubelte Anna Markfort und lobte ihre Steuerfrau: „Es ist wirklich eine von Fredis Stärken, dass sie einen guten Überblick auf dem Downwind-Kurs hat. Wir haben in der gesamten Regatta immer auf dem Downwind aufgeholt. Sie sieht einfach den Druck, den andere nicht sehen.“ Frederike Loewe konnte nach dem gelungenen Coup befreit durchatmen: „Der Start war zu nah am Pin-End – zu riskant. Das würden wir anders machen. Aber was für ein Comeback! Wir haben erst am letzten Gate wirklich glauben können, dass wir es noch schaffen. Wirklich im letzten Moment.“
Nach einer großartigen Woche belohnten sich auch die Hamburgerinnen Fabienne Oster/Anastasiya Winkel mit einer Worldcup-Medaille. Nach drei starken ersten Tagen kassierten sie am vierten Tag reichlich Punkte und rutschten vom ersten auf den dritten Rang ab. Doch mit einer nervenstarken Leistung im Finale konnten sie sich doch noch Silber greifen und die Brasilianerinnen Oliveira/Barbachan auf Rang drei verweisen, während Olympiasiegerin Hannah Mills diesmal leer ausging.
In den weiteren Finalrennen des zweiten Tages waren keine deutschen Athleten mehr vertreten, so dass die deutsche Flotte den Worldcup von Miami durch den Doppel-Triumph für die deutschen Frauen und den Sieg für die 49er Erik Heil/Thomas Plößel am Vortag mit zweimal Gold und einmal Silber abschloss.