Frauen-Power auf hoher See: Ein Quintett für die Vendée
Die Frauen erobern die Hochsee: Gleich fünf wollen bei der nächsten Vendée Globe um die Welt jagen und haben ihre Meldung für das Solo-Weltrennen abgegeben.
Einen solchen Frauen-Andrang hat es zur Vendée noch nie gegeben. In den ersten beiden Ausgaben des Rennens waren noch gar keine Skipperinnen dabei, in den folgenden fünf Ausgaben gab es insgesamt neun Starts durch Frauen – mit sieben Skipperinnen. Bei der achten Ausgabe fehlte eine Frau an der Linie, jetzt drängt das weibliche Geschlecht mit Macht. Mit der aktuellsten Meldung von Clarisse Crémer, die mit der „Banque Populaire“ dabei sein will, ist es ein Quintett. Denn Sam Davies, Isabelle Joschke, Alexia Barrier und Pip Hare standen bereits als Anwärterinnen für eine Weltumrundung fest. Dabei hat bisher nur Sam Davies Vendée-Erfahrung. Sie segelten 2009 auf den vierten Platz, musste das Rennen 2012/13 mit Mastbruch aufgeben.
Für Aufsehen haben die Frauen bei der Vendée Globe seit dem Rennen 1996/97 gesorgt. Isabelle Autissier und Catherine Chabaud waren die Pioniere. Während Autissier das Rennen aber bereits durch einen Boxenstopp in Kapstadt aufgeben musste (aber dennoch um die Welt segelte), schaffte es Chabaud um die Welt und querte als Sechste die Ziellinie nach 140 Tagen, 4 Stunden und 38 Minuten. Sie setzte damit die erste Bestmarke für die Nonstop-Solo-Weltumrundung.
Vier Jahre später schlug die große Stunde von Ellen MacArthur. Der 24-jährige Britin liefert sich an der Spitze einen mitreißenden Kampf mit Michel Desjoyeaux, kam schließlich nur einen Tag nach dem Franzosen im Ziel an und wurde zu einer Ikone des Sports. Während MacArthur in 94 Tagen um die Welt raste, musste Catherine Chabaud ihre zweite Vendée mit Mastbruch aufgeben.
In der Ausgabe 2004/05 waren es Anne Liardet und Karen Leibovici, die das Rennen absolvierten. Als 11. und 13. konnten sie mit gesegelten Zeiten von 119 und 126 Tagen aber nicht aus dem großen Schatten von Ellen MacArthur treten.
Mehr Aufmerksamkeit war da Sam Davies und Dee Caffari 2008/09 vergönnt. Als Vierte und Sechste in 95 und 99 Tagen kratzten sie an der Zeit der durch ihre Erfolge geadelten Dame MacArthur. Sam Davies unternahm einen weiteren Versuch vier Jahre später, musste dabei aber aufgeben. Unter den bisher sieben Frauen an der Startlinie haben also sechs zumindest ein Rennen beendet. Und auch die Siebte, Isabelle Autissier, hat es um die Welt geschafft – wenn auch nicht nach den Vendée-Regeln nonstop.
2016 standen dann keine Frauen im Vendée-Aufgebot. Eine Überraschung, denn inzwischen haben die Seglerinnen alle Hochsee-Klassiker der Welt erobert – sowohl beim Mini-Transat, den Class40-Regatten, der Figaro als auch dem Volvo Ocean Race.
Das rief in der Folge diverse Projekte auf den Plan, die sich mit weiblicher Kompetenz für die Vendée rüsteten. Und so wird in der kommenden Ausgabe im Herbst 2020 ein weibliches Rekordfeld dabei sein.
Auch wenn vier Frauen ihre Premiere bei der Vendée geben werden, so haben sie doch alle bereits Erfahrung und zum Teil berühmte Boote am Start. Neben der zweimaligen Vendée-Teilnehmerin Sam Davies, die den Foiler „Initiatives-Cœur“ an den Start bringt, hat die Deutsch-Französin Isabelle Joschke den größten Erfahrungsschatz. Sie ist seit 2017 bei den großen IMOCA-Regatten dabei, hat aber die vergangene Route du Rhum mit Mastbruch aufgeben müssen. Die ehemalige „Safran“ geht nun als „MACSF“ an den Start.
Pip Hare ist eine Journalistin und Seglerin mit Erfahrung in der Class40. Die Britin hat die „Superbigou“ gekauft und bereits erste Touren im Januar gesegelt. Das Boot wurde einst für Bernard Stamm gebaut, hat bereits zwanzig Jahre auf dem Buckel.
Alexia Barriers IMOCA hat ebenfalls schon eine lange Geschichte, wurde für Catherine Chabaud für die Vendée 2000/01 gebaut. Der Mastbruch von damals sollte die Geschichte des Bootes aber nicht weiter prägen. Bei der vergangenen Route du Rhum segelte Alexia Barrier auf Platz 15.
Nun komplettiert Clarisse Crémer das Quintett und vertritt das Unternehmen „Banque Populaire“. Der junge Skipperin beendete 2017 das Mini Transat auf dem zweiten Platz. Ihre Yacht genügt höchsten Ansprüchen. Obwohl es kein Foiler ist, hat Paul Meilhat damit gerade unter dem Namen „SMA“ die vergangene Route du Rhum gewonnen.