„Spindrift 2“ in Australien: Wundenlecken und Ursachenforschung

Nach fünf Tagen Fahrt mit gebrochenem Steuerbord-Ruder erreichte die „Spindrift 2“ nun Fremantle/Australien. Foto: Chris Schmidt/Spindrift Racing

Die gescheiterte Rekord-Kampagne von Spindrift Racing ist in Fremantle/Australien vorerst zu Ende gegangen. Dort machte der Riesen-Trimaran jetzt fest. Die Crew sucht nach den Ursachen für den Ruderbruch, der den Versuch eine Rekord-Weltumrundung abrupt beendete.

Nach der Ankunft in Fremantle herrschte zunächst Erleichterung beim Team der „Spindrift 2“. Fünf Tage war der schwarz-goldene Trimaran aus dem Südpolarmeer in Richtung Südwest-Küste Australiens unterwegs. Und das mit einem gebrochenen Steuerbord-Ruder, das geschont werden musste. Südöstlich der Kerguelen, nahe der Eisgrenze hatte der 40 Meter lange Tri am vergangenen Wochenende seinen Angriff auf die Jules Verne Trophy abbrechen müssen. Der Grund: Das Steuerbord-Ruder war zwischen den beiden Lagern gebrochen.

In Fremantle konnte der Schaden erstmals ernsthaft begutachtet werden, nachdem die Crew in sehr vorsichtiger Fahrweise wieder Land erreicht hatte. Eine Entscheidung war danach schnell gefallen: Die Reparatur soll in Europa erfolgen, dafür wird der Tri nun für einen Transport auf einem Frachtschiff in Richtung Bretagne/Frankreich vorbereitet. Das beschädigte Ruder ist bereits ausgebaut.

Unklarheit herrscht noch bei der Ursachenforschung: „Das Steuerbord-Ruder brach kurz nach den Kerguelen-Inseln. Thierry Chabagny war am Ruder und sagte, es fühle sich plötzlich sehr schwer an. Ich bin überzeugt, dass wir nichts getroffen haben. Wir waren mit dem Downwind-Gennaker in Richtung Ost-Nordost unterwegs. Während der Nacht haben wir versucht herauszufinden, woher die Probleme kamen – ob die Ruder tatsächlich parallel standen, ob zuviel Spannung auf den Ruderkabeln stand oder ob etwas an den Rudern hing. Aber nichts. Und auch nach dem Wechsel des Steuermanns war es genau das Gleiche: schwer zu steuern. Und es wurde immer schwieriger. Das Boot tat, was es wollte. Dann haben wir gesehen, dass der Schaft des Steuerbord-Ruders zwischen den beiden Lagern gebrochen war und sich das Ruder seitwärts bewegte“, berichtete Yann Guichard, der Skipper der „Spindrift 2“ und setzte fort: „Ich kann nicht verhehlen, dass wir sehr enttäuscht sind. Wir waren auf Rekordzeit unterwegs und hatten günstige Bedingungen. Nach dem Mastbruch im vergangenen Jahr ist es nun das zweite Mal, dass uns die Ausrüstung im Stich gelassen hat. Aber wir hatten Glück, das Ruder nicht verloren zu haben, da dies die Unterseite des Rumpfes herausgerissen haben könnte. So können wir feststellen, ob es sich um einen Herstellungsfehler oder einen Fehler in der Strukturberechnung handelt.“

Unabhängig vom Ruderbruch hat sich das Lauyout von Ruder und Schwertfoils bewährt. Foto: Spindrift Racing

Dennoch gab es für die Crew auch gute Erkenntnisse, denn das Boot war deutlich schneller unterwegs als beim ersten Weltrekord-Versuch vor drei Jahren. „Diesmal hatten wir alle Asse in der Hand, obwohl die Witterungsbedingungen im Indischen Ozean nicht so günstig waren wie für ‚IDEC Sport’“, so Guichard.

„Zumindest haben wir gezeigt, dass wir schnell sein könnten. Und wir haben den Rekord zwischen Ushant und dem Äquator, obwohl wir acht oder neun Halsen machen mussten, im Vergleich zu nur einer vor drei Jahren!“ Die Kombination eines kleineren Mastes und neuen Foils habe sich bewährt. Die Schwimmer hatten so deutlich weniger Verdrängung und brachten den Tri so schneller auf Tempo. Bewährt haben sich auch die Veränderungen im Decksaufbau. Die Crew war besser vor Wind, Kälte und Gischt geschützt. „So konnten wir auf fast 55°Grad Süd mit Wasser bei 2° Celsius segeln – mit einem Slalom durch das Eis!“

Als guter Schutz für die Crew erwies sich der Decksaufbau, so dass Segeln nahe der Eisgrenze überhaupt erst möglich wurde. Foto: Spindrift Racing

Bevor ein neuer Rekordversuch angegangen wird, sollen zunächst die Gründe für den Ruderbruch herausgefunden werden. Zudem dürfte der Neubau eines Ruders etwas Zeit verlangen, da die Werft derzeit sehr stark ausgebucht ist.

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