Kohlhoff und Kasüske: Vollgas bis 2020

Die deutschen Finn-Segler haben Tokio 2020 im Fokus und arbeiten sich an die Weltspitze heran. Foto: Jesus Renedo/Sailing Energy/World Sailing

Das Ziel ist definiert: Tokio 2020! Die Größe der Herausforderung ist klar: Maximum! Und beim Tempo kann es keine Kompromisse geben: Vollgas! Für die beiden deutschen Finn-Asse Max Kohlhoff und Phillip Kasüske hat der Showdown begonnen. Sie wollen zu Olympia – es ist die wohl letzte Chance im Finn.

Mallorca ist zum Saisonstart 2019 zur zweiten Heimat geworden für die beiden „Segel-Profis“. Nach dem Worldcup vor Miami sind der 25-jährige Kohlhoff und der ein Jahr jüngere Kasüske auf die Balearen-Insel gezogen, konzentrieren sich voll auf das Segeln. „Wir haben den Winter komplett als Team verbracht“, berichtet Max Kohlhoff. „Mitte Januar ging es für drei Wochen nach Miami, danach für ein paar Tage nach Hause, und seitdem sind wir auf Mallorca. Wir sind eigentlich jeden Tag auf dem Wasser und haben im Training bisher gut abgeliefert.“ Das kompakte Pensum hat große Vorteile. Reisestress und Akklimatisation fallen weg, der Fokus kann auf die Stärken und Schwächen auf dem Wasser gelegt werden.

Zum Teil sind die deutschen Athleten in der Lage, das Feld der Weltklasse-Athleten anzuführen: Foto: Jesus Renedo/Sailing Energy/World Sailing

Beim Worldcup vor Miami haben die beiden in einzelnen Rennen immer wieder ihr Potenzial durchblicken lassen, auch wenn es schließlich nicht für das Medal Race reichte. „Im Bootsspeed sind wir sehr nah dran an der Weltspitze, bei einigen Bedingungen oder auf einigen Kursen sogar mittendrin“, so Kohlhoff.

Es fehlt zwar nicht viel für die deutschen Spitzensegler, um bei der Vergabe der Olympiatickets mitspielen zu können. Und doch blickt Max Kohlhoff mit Skepsis voraus. „Uns rennt die Zeit davon! Auch kleine Fortschritte müssen sehr hart erarbeitet werden. Und wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen.“ Tokio könnte zudem zum letzten olympischen Auftritt der Finn-Klasse werden, und der Kampf um die Nationentickets ist voll entbrannt. Bei der WM vor Aarhus im vergangenen Jahr sind bereits acht der 19 Plätze vergeben worden. Vier werden bei der kommenden EM vor Athen (10. bis 18. Mai) ausgesegelt. Und danach gibt es im Frühjahr 2020 nur noch ein Ticket für Europa. „Das ist alles eng gestrickt. Und die Plätzevergabe ist für Europa sicherlich nicht fair, da hier die größte Dichte an Top-Finnsegler beheimatet ist“, sagt Kohlhoff.

Doch Jammern gilt nicht bei den Finnseglern. Für einen deutschen Auftritt in Tokio zieht das Duo des German Sailing Team an einem Strang, will sich auch nicht auseinander dividieren lassen, wenn es zum internen Vergleich kommt. Kohlhoff: „Wir verstehen uns gut, haben Respekt vor der Leistung des anderen. Wir haben uns fest vorgenommen, dass es in der Ausscheidung auschließlich sportlich zugeht. Die Entscheidung, wer zu den Spielen fährt, wenn wir ein Ticket haben sollten, ist zu akzeptieren.“

Schwarz-Rot-Gold soll bei den kommenden Spielen in Tokio gern im Finn vertreten sein. Foto: Tomas Moya/Sailing Energy/World Sailing

Es ist ein offener Umgang mit dem Trainingspartner und Konkurrenten, der auch international gelebt wird. Vor Mallorca sind die Deutschen zwar ein Trainingsgespann, aber schnell bilden sich auf dem Wasser wechselnde Koalitionen mit internationalen Partnern – immer mit der Prämisse, sich zu verbessern. „Alle sind sehr offen, es wird keiner ausgeschlossen. Und wir segeln inzwischen auf einem Level, dass man sich gern mit uns vergleicht“, berichtet Kohlhoff.

Die Finnsegler sind in vielen Bereichen die Spitze des olympischen Segelsports: Athletik, technisches Verständnis und seglerische Fertigkeiten werden extrem gefordert. Um so schwerer liegt den Athleten die Entscheidung von World Sailing im Magen, zu den Spielen 2024 nicht mehr zum Programm zu gehören. „Die Entscheidung hat ein starkes Geschmäckle“, sagt Max Kohlhoff. „Da ist viel Lobbyarbeit von der anderen Seite geleistet worden, und World Sailing hat die Entscheidung gegen den Finn vorangetrieben. Der Abstimmungsprozess war intransparent, und es gab Berichte über fehlerhafte Wahlen. Offene Briefe aus der Finnklasse sind von World Sailing nicht befriedigend beantwortet worden. Es ist traurig, wie hier mit den Sportler umgegangen worden ist.“ Noch geben sich einige Kräfte aus der Finn-Klasse zwar nicht geschlagen. Aber Max Kohlhoff ist skeptisch, ob Berichte über Klagen und Versuche, eine Korrektur der Entscheidung direkt beim IOC herbeizuführen, Erfolg haben werden.

„Der Finn ist die Königsklasse im olympischen Segelsport!“

Max Kohlhoff

Daher schmieden Kohlhoff und Kasüske auch schon Pläne über die Zeit nach 2020. „Die Zahl der Finn-Segler, die später in den Profibereich gewechselt sind, ist hoch. Daher wäre das schon eine attraktive Option. Ich habe schon ein Auge auf eine Figaro-Kampagne geworfen“, erklärt Kohlhoff. Und Phillip Kasüske ist ebenfalls schon im Offshore-Bereich aktiv, segelte bereits mit Robert Stanjek auf der „Intermezzo“ von Jens Kuphal.

Doch das ist alles Zukunftsmusik. Bis Frühjahr 2020 ist der Fokus voll auf den Finn ausgerichtet. Mit aller Leidenschaft und voller Intensität – auch bei der Sponsorenfindung: Denn ein professioneller Sport braucht auch eine professionelle Basis, damit Deutschland nach 16 Jahren noch einmal bei Olympia im Finn dabei ist. Das wäre laut Kohlhoff ein möglicherweise krönender Abschluss, denn: „Der Finn ist die Königsklasse im olympischen Segelsport!“

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