Favoritensturz zum Eisarsch

„Sturmvogel“ Thomas Schulz trotzte auch dem schwachen Wind und segelte zum Sieg beim Gold-Eisarsch. Foto: segel-bilder.de

Der Titelverteidiger aus Hamburg ist entthront, der designierte Sieger hat sich verfahren, der neue Meister der Opti-Oldie-Szene kommt aus Bad Segeberg.

Das Goldene Jubiläum der Eisarsch-Regatta in Lübeck geizte nicht mit Neuerungen, Überraschungen und guten Segelbedingungen. Am Ende durfte Thomas Schulz vom Segeberger SC über den Triumph bei dieser Kult-Regatta, zu der sich erwachsene Akteure in die Jüngsten-Optimisten-Jollen zwängen, jubeln.

Auch 50 Jahre nach seiner Premiere ist der Lübecker Eisarsch immer noch offen für Innovationen. Chef-Organisator Jan Stemmler vom Lübecker Yacht-Club hatte sich mit seinem Team zu einem Torstart-Verfahren entschieden. Diese im Segelsport selten angewandte Form des Startens sollte verhindern, dass es zu Frühstarts kommt. Und es funktionierte: Walter Mielke, ehemaliger Hauptwettfahrtleiter der Travemünder Woche, hatte den 60 Teilnehmer das Verfahren zur Steuermannsbesprechung detailliert beschrieben, und so konnte die große Flotte kurz darauf reibungslos auf die Reise geschickt werden. Wettfahrtleiter Philipp Dörges, der spontan für die erkrankte Julia Burt eingesprungen war, hatte daher keinerlei Probleme mehr, die Athleten zu bändigen – auch wenn auf dem Kurs zur Überraschung der Konkurrenz und Wettfahrtleitung auf einem Opti ein Zusatzsegel in Gestalt eines Sonnenschirms gesetzt wurde.

Die Spitze ließ sich von derlei Spielereien im hinteren Feld ohnehin nicht beeindrucken. Vielmehr hatten Titelverteidiger Matthias Düwel und Rekordsieger Sven Kruse (beide aus Hamburg) mehr mit dem neuen Startverfahren zu kämpfen. Kruse suchte seine Position auf der linken Seite des Kurses, hatte damit aber kein Glück und musste dem Feld ebenso hinterher hetzen wie Düwel, der nicht optimal an die Linie kam. Beide zeigten aber hohes Geschwindigkeitspotenzial und arbeiten sich noch in die Top-Fünf vor. Düwel querte als Vierter genau vor Kruse die Ziellinie. „Ich bin nicht unzufrieden, habe noch gut aufgeholt. Und vor zwei Wochen habe ich die Kalte Kanne, die Opti-Regatta auf der Alster gewonnen. Ich bin also bestens im Soll“, so Düwel.

An der Spitze schien indes früh alles klar zu sein. Ingo Hüter vom Lübecker SV, Eisarsch-Sieger von 2014, setzte sich vom Feld ab, hatte freien Wind in der schwachen Brise und steuerte auf einen klaren Sieg zu. Dann aber verpasste er die vorletzte Rundungstonne, bemerkte seinen Fehler aber erst als der Sieger-Tut im Ziel ausblieb. Stattdessen schien die Sonne an diesem lauen Dezember-Nachmittag für Thomas Schulz. Er hatte sich von Hüters falschem Kurs nicht irritieren lassen, sondern steuerte korrekt über die Bahn. „Ich hatte gleich das Gefühl, dass Ingo einen Fehler gemacht hat. Dass ich nun gewonnen habe, kommt aber völlig überraschend“, so der Sieger, der erst seine zweite Eisarsch-Regatta gesegelt ist. „Der Opti gehört meinem Kleinsten.“ Die Bedingungen mit den leichten, drehenden Winden auf der Wakenitz kamen ihm entgegen, da er ähnliches vom Segeberger See gewohnt ist.

„Das haben wir uns so gewünscht.“

Auf den Plätzen zwei und drei folgte ein Vater-Sohn-Gespann. Niko und Uli Mattig (Lübeck, Potsdam) machten perfekt, wovon sie seit Jahren geräumt haben. „Wir haben den Vater-Sohn-Pokal gestiftet und wollten den gern auch mal selbst gewinnen. Endlich hat es geklappt. Das haben wir uns so gewünscht.“ Der Dank ging auch an den Lübecker Yacht-Club. „Wir haben immer Leih-Optis. Und in diesem Jahr hatten wir wirklich perfektes Material. Das lief super. Und mit dem neuen Startverfahren sind wir auch bestens zurechtgekommen.“

Insgesamt herrschte an diesem ersten Dezember-Wochenende eine lockere Atmosphäre beim Lübecker Yacht-Club. Die 60 Athleten und 150 Gäste an Land feierten bei Bratwurst, Glühwein und Live-Jazz ein goldenes Jubiläum des Eisarsch.

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