Niederschlag beim Golden Globe Race
Das Golden Globe Race, die Neuauflage des Solo-Weltrennens der Sunday Times vor 50 Jahren, steht unter keinem guten Stern. Nachdem von den ehemals 18 gestarteten Skippern ohnehin nur noch sieben im Rennen waren, vermeldete Susie Goodall nun eine Kenterung und Mastbruch – mitten im stürmischen Süfpazifik, rund 2000 Meilen westlich von Kap Hoorn.
In Erinnerung an die Idee von Sir Robin Knox-Johnston, der 1968 das erste Rennen für Solo-Weltumsegler ins Leben rief, wollten 50 Jahre später 18 Skipper diese Idee wieder aufleben lassen. Das Revival der Golden Globe Regatta hat sich für das Gros des Starterfeldes aber als zu große Herausforderung entpuppt. Bereits im Atlantik hatten sieben Segler aus persönlichen Gründen oder aufgrund von technischen Problemen die Segel gestrichen und Häfen in Spanien, auf den Kanaren und in Brasilien angelaufen. Zwei Yachten liegen nach Mastbruch und Schäden an der Selbststeueranlage in Kapstadt. Im Indischen Ozean reduzierte sich das Feld weiter: Der Inder Abhilash Tomy wurde nach Mastbruch und schweren Verletzungen unter dramatischen Bedingungen von einem französischen Fischereipatrouillenboot abgeborgen. Der irische Golden-Globe-Teilnehmer Gregor McGuckin hatte sich an der Rettungsaktion beteiligt, obwohl er nach Kenterung selbst entmastet worden war. Er blieb dabei allerdings unverletzt und machte sich unter Notrigg auf den Weg zu Abhilash Tomy. Als der Inder gerettet wurde, wurde auch McGuckin durch eine australische Fregatte aufgenommen und nach Australien gebracht. Auch der Franzose Loic Lepage musste in höchster Not gerettet werden. Seine Yacht war nicht nur entmastet worden, sondern war auch leckgeschlagen. Ein Massengutfrachter nahm ihn an Bord. Der Australier Mark Sinclair und der Russe Igor Zeretskiy sind zwar noch im Rennen, haben aber zwischenzeitlich Häfen in Australien für Reparaturstopps angelaufen. Dabei dürfen sie dem Reglement entsprechend aber keine Hilfe von außen annehmen.
Aber die schlechten Nachrichten reißen nicht ab. Die Spitze des Feldes mit dem Franzosen Jean-Luc van den Heede und dem Niederländer Mark Slats hat zwar inzwischen das Kap Hoorn passiert und zieht die südamerikanische Küste entlang nach Norden, doch von der jüngsten Skipperin im Feld, Susie Goodall, kam nun eine weitere erschreckende Meldung.
Die Britin setzte an Tag 157 des Rennens ein Notsignal ab. Sie sei entmastet, sie selbst sei aber sicher an Bord. Die Falmouth Coastguard informierte die umliegenden Schiffe. Der nächste Frachter braucht indes rund zwei Tage, um zu der Britin vorzustoßen.
„Hammer! Ich frage mich, was ich hier draußen mache.“
Die 29-jährige Goodall lag mit ihrer Rustler 36 „DHL Starlight“ zum Zeitpunkt der Havarie auf dem vierten Platz im Rennen, obwohl sie zwischenzeitlich wegen technischer Probleme ebenfalls einen Stopp in Neuseeland eingelegt hatte. Doch im Südpazifik geriet sie nun in einen Sturm mit Windgeschwindigkeiten von 60 Knoten. „Hammer! Ich frage mich, was ich hier draußen mache“, lautete ihre letzte SMS kurz vor dem Niederschlag. Danach hieß es von ihr: „Entmastet. Rumpf okay.“
Nachdem die Rennleitung Kontakt zu Goodall herstellen konnte, berichtete sie, dass sie das Boot lange gut unter Kontrolle hatte. Dann aber war die Selbststeueranlage ausgefallen. Darauf hatte sie einen Treibanker ausgebracht und das Großsegel eingeholt. Als sie aber unter Deck war, hatte sich das Boot überschlagen. Sie selbst sei durch die Kabine geschleudert worden, hatte sich dabei Schnitte, Kratzer und einen Stoß am Kopf zugezogen. Sie steht nur unter der Fernbeobachtung der Ärzte.
Im ersten Moment hatte Goodall zwar gedacht, dass auch der Rumpf Schaden genommen hätte, da Wasser in die Kabine gelaufen sei. Das erwies sich aber zum Glück als Fehlinterpretation. Dennoch müsse sie lenzen, da Wasser durch die Decksluken eindringe. Auch sei es nicht möglich, ein Notrigg zu errichten, da das gesamte Rigg verloren gegangen sei.
Goodall muss nun auf Rettung warten. Die Konkurrenten scheinen aber zu weit weg, um zur Hilfe kommen zu können. Der vor ihr liegenden Este Uku Randmaa müsste umkehren und direkt in den Sturm segeln. Der hinter ihr liegenden US-Amerikaner Istvan Kopar ist rund 700 Meilen entfernt. Daher haben die chilenischen Behörden einen Frachter um Hilfe gebeten, der weniger als 500 Seemeilen entfernt ist und in zwei Tagen an der Unglücksstelle sein könnte.