Zarif/Trouche demontieren Stars der Segelwelt
Brasilianischer Triumph zum Finale der Star Sailors League (SSL). Doch es ist nicht der große Robert Scheidt, der die Siegbörse von 40.000 Dollar mit nach Hause nimmt. Sein Landsmann Jorge Zarif segelte am Finaltag in einer eigenen Liga und krönte sich zum König der Starboot-Segler.
Am Freitag hatten Jorge Zarif/Pedro Trouche (Brasilien) noch zwei Aussetzer, doch zum Super-Saturday erwiesen sie sich in jeder Phase als Herren der Situation, agierten mit einem Top-Speed. Schon im Viertelfinale hatten sie die Konkurrenz im Griff und segelten als Sieger der ersten Tageswettfahrt in das Halbfinale. Dort warteten Mark Mendelblatt/Brian Fatih (USA), die zweimaligen Gewinner der SSL, als Zweiter der Vorrunde. Doch Mendelblatt/Fatih konnten den Vorteil, die Kraft durch das Überspringen des Viertelfinals gespart zu haben, nicht nutzen. Sie landeten lediglich auf Platz vier und waren damit raus aus dem Rennen.
An der Spitze des Halbfinals segelten erneut Zarif/Trouche einem weiteren überlegenen Sieg entgegen. Dahinter zeigte die italienisch-deutsche Kombination Diego Negri/Frithjof Kleen eine starke Vorstellung. Vor allem die Intensiv-Arbeit auf den Downwinder von Kleen bescherte ihnen den zweiten Platz.
Diese starke Performance auf dem Vorm-Wind-Kurs hatte Negri/Kleen überhaupt erst in das Semifinale gebracht. Denn im Viertelfinale kassierten sie in guter Position liegend einen Penalty an der ersten Tonne, als sie versuchten Eivind Melleby/Joshua Revkin (Norwegen/USA) zu unterwenden. Die Aktion geriet zu knapp, die Jury verhängte einen Strafkringel. Doch Negri/Kleen kämpften sich wieder an die Spitze heran und schafften den Einzug ins Halbfinale und schließlich in den finalen Showdown.
Dort konnte Titelverteidiger Kleen mit seinem neuen Steuermann Negri nur ganz zu Beginn mit Zarif/Trouche mithalten. Nach zwei schnellen Wenden ging die Flotte auf einen langen Schlag in Richtung Luvtonne, und auf diesem zogen die Brasilianer unwiderstehlich davon.
Zarif/Trouche legten eine komfortable Führung an der ersten Bahnmarke vor, dahinter entwickelte sich ein Zweikampf zwischen Robert Scheidt/Henry Boening und Negri/Kleen. Der Brasilianer – zunächst in der Verfolgerrolle – schieben sich auf dem Vormwinder heran, setzen die Halse etwas früher und können sich bis zum Gate vorbeischieben. Mit einer brasilianischen Doppelführung und Diego Negri/Frithjof Kleen auf Rang drei geht es auf die zweite Runde. Doch die Bedingungen bieten danach keine taktischen Optionen mehr. Problemlos können die Führenden ihre Position verteidigen, auch dahinter gibt es keine Veränderungen mehr.
Mit rund 150 Metern und 33 Sekunden Vorsprung verweisen Zarif/Trouche ihre Landsleute auf Platz zwei und schreien die Freude im Ziel mit einem Urschrei heraus. Scheidt/Boening sind sichtlich enttäuscht. Und der deutsche Titelverteidiger? Er liegt sich als Dritter mit seinem Steuermann in den Armen. Nach dem Sieg mit Olympiasieger Paul Goodison (Großbritannien) gelingt dem deutschen Star-Ass erneut ein Top-Resultat bei diesem Treffen der Superstars des Segelsports. Die 25 Teams vertraten 19 Nationen, sie brachten die Erfahrung aus 24 Medaillengewinnen bei Olympischen Spielen und 27 Weltmeistertitel in der Starboot-Klasse an den Start.
„Ich habe keine Worte. Ich bin einfach nur glücklich.“
Pedro Trouche
Am Ende setzte sich der amtierende Star-Weltmeister Jorge Zarif durch, der seinen WM-Vorschoter Guilherme de Almeida nun gegen seinen Kumpel Pedro Trouche eingetauscht hat. „Was für ein großartiger Tag. Ich habe keine Worte. Ich bin einfach nur glücklich. Ich habe Jorge nach seinem WM-Sieg gesagt, dass er zur Star Sailors League kommen und gewinnen wird. Und er hat mich eingeladen mitzukommen“, erklärte ein sichtlich gerührter Pedro Trouche. Und Zarif ergänzte: „Robert Scheidt ist mein größtes Idol. Gegen ihn zu segeln und die anderen großartigen Star-Segler ist eine wahnsinnige Erfahrung. Danke für diese Möglichkeit. Und ich muss auch Pedro danken. Er hat 24 kg abgenommen, um hier dabei zu sein. Er hat viele Entbehrungen auf sich genommen, und er hat es wirklich verdient, nun hier an der Spitze zu stehen.“
Trimm-Sonderschicht am Vorabend des Finals
Dabei hatten die Sieger an den ersten Tagen noch nicht die Überlegenheit gezeigt, die sie dann zum Finale aufboten. „Wir waren in den vergangenen Tagen nicht wirklich zufrieden mit unserem Speed auf der Kreuz. Also haben wir das Rigg gestern noch mal runtergenommen. Bruno Prada und Augie Diaz haben uns sehr geholfen, alles neu einzustellen. Heute hatten wir ein ganz neues Set-Up, und es hat wirklich gut funktioniert. Die beiden wissen wirklich alles über den Star, und es war großartig sie an der Seite zu haben“, berichtete Zarif von einem arbeitsreichen Vorabend, der sich mit dem Sieg und dem Gewinn von 40.000 Dollar Weihnachtsgeld auszahlte.