Sydney Hobart: „Lunatix“ vertritt die deutschen Farben

Gut gelaunt präsentiert sich die Crew der “Lunatix” vor dem Start in den Hochsee-Klassiker. Foto: privat

Noch rund zweieinhalb Tage bis zum Start des Hochseeklassikers Rolex Sydney Hobart. Die letzten Vorbereitungen laufen für das 628 Seemeilen lange Rennen, und die Crews haben bis zum zweiten Weihnachtstag neben Sicherheits-Check auch noch den Medienrummel zu überstehen.

Das traditionsreiche Rennen, das seit 1945 stets am Boxing Day vor der weltberühmten Kulisse der australischen Metropole gestartet wird, gehört neben dem Fastnet Race und dem Middle Sea Race zu den Klassikern über eine Strecke von über 600 Seemeilen. 1996 sorgte die „Morning Glory“ von Hasso Plattner für einen deutschen Sieg nach gesegelter Zeit. In 2 Tagen, 14 Stunden, 7 Minuten und zehn Sekunden setzte die Plattner-Crew damals eine neue Bestmarke, die drei Jahre Bestand hatte. Vor einem Jahr hat die „Comanche“ den Rekord auf 1 Tag, 9 Stunden, 15 Minuten und 24 Sekunden gesetzt.

Doch allein das Rennen zu beenden, ist eine Leistung. Denn die Bass Strait zwischen dem australischen Festland und Tasmanien ist eine echte Herausforderung. Von den rund 5.500 Yachten, die sich seit 1945 in das Abenteuer gestürzt haben, mussten immerhin fast 1000 Yachten aufgeben. Das Problem: Der Indische Ozean wird durch die vorherrschende Westwinddrift durch die Meerenge gepresst und baut eine harte, steile Welle auf. Dazu kommen immer wieder heftige Stürme. Tragisch endete das Rennen 1998: Im Orkan über der Bass Strait sanken fünf Yachten, sechs Segler starben und von den 115 gestarteten Yachten erreichten nur 43 das Ziel.

Dennoch zieht das Rennen immer wieder Segler aus aller Welt an. Viele heuern bei australischen Crews an, ausländische Yachten sind jedoch in der deutlichen Minderheit. In diesem Jahr sind es elf unter den 85 Startern. Die „Lunatix“ von Friedrich Böhnert (Hamburg) vertritt als einzige die deutschen Farben.

Für Böhnert ist die Teilnahme einer der Höhepunkte im Rahmen einer Weltumrundung mit Teilnahmen an verschiedenen Regatten. Dazu ist es eine Familienangelegenheit, denn die Kinder Inga und Arno sind mit an Bord. Vor eineinhalb Jahren übernahm die Böhnert-Familie die Yacht, eine XP50, in Heiligenhafen und überführte die „Lunatix“ in verschiedenen Etappen mit wechselnder Crew bis auf die Kanaren. Von dort ging es im Rahmen des RORC Transatlantik-Rennens in die Karibik. Die „Lunatix“ beendete die Regatta in einer Zeit von 18 Tagen, 29 Minuten und 38 Sekunden und lag berechnet nur etwas mehr als fünf Stunden hinter der siegreichen „Broader View Hamburg“ zurück.

Schon beim RORC Transatlantic Race 2017 zeigte die “Lunatrix” ihr Potenzial. Foto: RORC/James Mitchell

Doch während die anderen Yachten nach dem Rennen in der Karibik überwinterten und im Rahmen der Atlantic Anniversary Regatta wieder nach Hamburg zurücksegelten, ging es für die Böhnert-Crew weiter in den Pazifik und von dort bis nach Australien. Die Teilnahme an Sydney Hobart soll nun eine weitere Etappe werden, bevor die Yacht weiter über den Indischen Ozean und Südafrika in einer vollen Runde um die Welt und dann nach Hause gesegelt wird.

„Dieses Rennen ist der Höhepunkt meiner Rennkarriere.”

Friedrich Böhnert

Um an Sydney Hobart teilnehmen zu können, musste Böhnert einige Probleme überwinden – samt eines Rettungseinsatzes vor der australischen Ostküste, nachdem das Ruder der „Lunatix“ auf hoher See gebrochen war. Inzwischen scheint aber alles gut vorbereitet für den Klassiker: „Ich fühlte mich schon nach der 18.000 Seemeilen langen Anreise bereit für Sydney Hobart. Aber ich hatte mich geirrt. In Australien sind die Anforderungen für ein Rennen der Kategorie 1 härter als irgendwo anders. Ich habe drei Wochen gebraucht, um alles vorzubereiten“, berichtete Böhnert, der mit einem Satz neuer North-Segeln ins Rennen starten möchte. „Es ist das berühmteste Yachtrennen der Welt. Jeder Segler in Deutschland kennt es. Es ist zwar kürzer als das Transatlantik-Rennen, aber härter. Wir werden mit den Grand-Prix-Booten wie den TP52 nicht mithalten können. Wir werden gegen die anderen Performance-Cruiser-Racer kämpfen“, so der einzige deutsche Eigner am Start. „Dieses Rennen ist der Höhepunkt meiner Rennkarriere. Das erste Ziel ist es, anzukommen und am Ende zu sagen: ,Wir haben es geschafft!‘.“

In intensiver Vorbereitung hat Friedrich Böhnert die Yacht für das Rennen fit gemacht. Foto: Hamish Hardy/CYCA

Zur Crew gehören: Friedrich Böhnert, Navigator Christian Heermann, Bernd Meier, Stefan Schollmayer, Martin Lutz, Arno Böhnert, Inga Böhnert, Jörn Otromke, Maik Lemcke und Henning Uck. Trimm-Experte Bertil Balser musste seine Teilnahme aus familiären Gründen absagen.

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