Sydney Hobart: Letzte Vorbereitungen vor dem Start
Mit weniger als einem Tag bis zum Start des legendären Rolex Sydney Hobart bereiten sich die Crews der rund 90 Yachten auf ein voraussichtlich angenehmes Rennen vor. Denn der Wetterbericht verspricht gerade in den ersten Tagen eine konstante achterliche Brise.
Die Sonne soll bei leichtem Wind scheinen, wenn um 13 Uhr Ortszeit der Startschuss zu dem 628 Seemeilen langen Rennen fällt und die Yachten durch den Sydney Harbour kreuzen. Doch schon nach der Passage der Sydney Heads könnten am Hornby Lighthouse die Gennaker hochgehen und ein rasanter Part der Regatta beginnen. Denn der Wetterbericht verspricht eine schnell aufbauende Seebrise, die sich am Nachmittag konstant verstärkt und die Flotte mit Winden aus Nordost schnell voranbringen wird.
Die Supermaxis mit ihren 100 Fuß Länge dürften daher schnell die Ostküste Australiens hinunter gesegelt sein und die Bass Strait erreichen. Dort allerdings wird der Wetterbericht gemischter. Leichte Winde durchziehen das Gebiet. Später allerdings soll es zum Durchzug eines Frontensystems kommen, das vor allem die kleineren Boote treffen könnte, während die Maxis dann schon in Hobart erwartet werden.
Eine Zeit von unter 1 Tag, 9 Stunden, 15 Minuten und 24 Sekunden für den Ritt von der australischen Metropole in New South Wales bis hinunter nach Hobart auf Tasmanien steht auf der Wunschliste der Crews auf den fünf Supermaxis. Dann nämlich wäre der gerade einmal ein Jahr alte Streckenrekord der „LDV Comanche“ geknackt. Den Wetterbericht sehen sie daher mit gemischten Gefühlen.
„Es ist ein guter Wetterbericht für alle, die gern mal dieses Rennen bestreiten wollen, aber für die großen Yachten ist es etwas frustrierend“, sagt Christian Beck, Eigner der „Infotrack“. Vor zwei Jahren war seine Yacht als schnellste im Ziel und setzte eine neue Bestmarke. Damals aber noch als „Perpetual Loyal“. Unternehmer Beck hat den 100-Füßer danach übernommen und wurde im vergangenen Jahr als Vierter im Ziel wegen einer Regelverletzung mit einer Zeitstrafe belegt und schließlich 24. In diesem Jahr hat er sich erfahrene Weltumsegler wie Bouwe Bekking an Bord geholt und hofft die Yacht, die bereits Namen wie „Speedboat“ und „Rambler 100“ trug, wieder auf Erfolgskurs zu führen.
„Der Forecast ist gut für die Flotte“
Ähnlich wie Beck sieht auch Mark Bradford von der „Black Jack“ die Wind- und Wettervorhersage: „Der Forecast ist gut für die Flotte“, so der Skipper auf der Yacht von Eigner Peter Harburg, die im vergangenen Jahr Dritter wurde und bereits 2009 als „Alfa Romeo“ das Ziel als erste Yacht erreicht hatte. Mit Modifikationen am Unterwasser-Design soll die „Black Jack“ noch schneller geworden sein und kämpft nun um den Titel als „First Ship Home“ mit. Die Crew von Peter Harburg ist hochkarätig besetzt. Olympia-Teilnehmer sind an Bord und auch America’s Cup-Held Brad Butterworth. In der Vorbereitung hat sich das Team erstklassig geschlagen und Duelle gegen direkte Konkurrenten wie die „Wild Oats XI“ und die „LDV Comanche“ gewonnen.
Was diese Siege in der Vorbereitung allerdings zählen, wird sich erst auf dem Rennkurs beweisen. Denn die US-Yacht „LDV Comanche“ von Eigner Jim Cooney bringt wieder ein Allstars-Team an den Start – mit AC-Sieger Jimmy Spithill und Offshore-Veteran Brad Jackson, um den Erfolg aus dem Vorjahr und von 2015 zu wiederholen. Die Yacht hat im vergangenen Jahr einige Regattasiege einfahren können und ist auf hohe Geschwindigkeiten getrimmt. 2015 hat sie unter anderem einen neuen 24-Stunden-Rekord für Einrumpf-Yachten aufgestellt, legte in Tagesfrist 618,01 Seemeilen bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25,75 Knoten zurück. Der Rennsieg wird also nur über die „Comanche“ gehen.
Dagegen bezeichnet sich die Crew der „Scallywag“ als ein Team von Kumpels, die weltweit unterwegs sind. Allerdings sei es auch Part der „Scallywag“-Familie niemals aufzugeben. Das hat die Mannschaft beim vergangenen Volvo Ocean Race gezeigt, die als späte Meldung mit etlichen Rückschlägen zu kämpfen hatte, aber auch die Etappe nach HongKong gewann. Im Southern Ocean verlor sie allerdings auch ihr Crewmitglied John Fisher. „Unser Ziel ist es, das Wettkampf-Segeln in Asien zu fördern“, sagt David Witt, Co-Eigner der Yacht aus HongKong.
Die Yachten mit dem Namen „Wild Oats“ haben längst Renngeschichte bei Sydney Hobart geschrieben, gehören in der 74-jährigen Geschichte des Rennens zu den ganz Großen. Achtmal gewann eine „Wild Oats“ den Titel als „First Ship Home“, zweimal stellte die Oatley-Familie dabei neue Streckenrekorde auf. Nach einer Durststrecke von drei Jahren ohne Sieg soll jetzt wieder ein Erfolg her. „Ich habe ein sehr gutes Gefühl für das Rennen aus Teamperspektive. Wir haben eine großartige Mannschaft, sowohl für die Boots- als auch für die Landbesatzung, insbesondere durch die Oatley-Familie“, sagte Skipper Mark Richards.
Von derlei Ambitionen ist die einzige deutsche Yacht am Start weit entfernt. Oberste Priorität der Crew der „Lunatix“ ist es, heil in Hobart anzukommen. In den vergangenen Tagen hat sich die Mannschaft aus Hamburg und Schleswig-Holstein mit einigen Probeschlägen in Sydney Harbour vor der Kulisse der Metropole vorbereitet, aber auch zünftig Weihnachten gefeiert. Kurz vor dem Start schickte sie noch einen Weihnachtsgruß von Bord der Yacht nach Deutschland.