German Offshore Award geht an Boris Herrmann

Preisträger Boris Herrmann im Kreise von Friedrich Hausmann, Vorsitzender GER-OO, DSV-Präsidentin Mona Küppers, Staatsrat Christoph Holstein und Carl-Friedrich Schott, 2. Vorsitzender GER-OO. Foto: Hinrich Franck

Die deutsche Hochsee-Segelszene im internationalen Circuit ist klein, doch sie ist lebendig, und sie ist erfolgreich. Am Freitag feierte die Szene ihre Besten mit der Verleihung des German Offshore Award. Boris Herrmann wurde mit dem Award für seinen Erfolg bei der Route du Rhum ausgezeichnet.

Es war ein launiger Abend im Festsaal des Hamburger Rathaus. Moderatorin Sandra-Valeska Bruhns führte charmant durch das Programm, das Auditorium war prall gefüllt mit Sportlern, Unterstützern, Organisatoren und Pressevertretern und es gab verdiente Preisträger.

Bevor es zur Ehrung der Crews ging, nutzte Hamburgs Sport-Staatsrat Christoph Holstein die Gelegenheit, die Bedeutung des Sports für die Hansestadt aufzuzeigen. Nach dem Rückschlag bei der Olympia-Bewerbung habe die Stadt einen Masterplan für eine Active City aufgestellt, um die Stadt durch den Leistungssport, aber auch als gesellschaftlichen Anlass positiv zu entwickeln. Das habe schnell Erfolge gezeigt, denn im vergangenen Jahr wurde Hamburg als eine von sechs Städten weltweit erstmals als Global Active City ausgezeichnet. Zu den Höhepunkten im Sportleben der Stadt zählte Holstein im vergangenen Jahr die Atlantic Anniversary Regatta aus Anlass des 150. Geburtstages des NRV und den Gelga-Cup, die erste Frauen-Regatta auf der Alster.

Etwas außer Atem – nicht ob der lobenden Worte für den Segelsport, sondern wegen der Verspätung der Bahn – betrat DSV-Präsidentin Mona Küppers das Podium. Sie schob die logistische Aufregung gekonnt zur Seite und widersprach dem ehemaligen Kanzler Helmut Schmidt in dessen politischem Wohnzimmer: „Wer Visionen hat, sollte nicht zum Arzt gehen, sondern diese Visionen in die Tat umsetzen“, so Küppers mit Blick auf die olympische Zukunft des Offshore-Segelns. Nach der Entscheidung des Weltseglerverbandes, für 2024 wieder eine Kielbootklasse einzuführen, die in einem ganz neuen Format tatsächlich Seesegeln präsentieren soll, gelte es nun in Deutschland die entsprechenden Strukturen zur Sichtung und Förderung der Athleten für diese Disziplin zu schaffen. „Die Welle des Enthusiasmus für diese Disziplin hat uns ergriffen.“ Sie warb bereits für die Premiere der Double-Hand-Meisterschaft Offshore in Travemünde: „Wir sind gespannt, welche Paarungen wir dort sehen werden.“

Aus dem Kreis der Nominierten für den German Offshore Award dürfte es wohl einige Kandiaten geben. Als beste deutsche Hochseeyacht der vergangenen Saison wurde schließlich die foilende Rennyacht „Malizia“ ausgezeichnet. Profisegler Boris Herrmann war im November mit der Yacht von Eigner Gerhard Senft bei der Soloregatta Route du Rhum über 4.000 Seemeilen von Saint Malo nach Guadeloupe gesegelt und konnte das Rennen mit einem bravourösen 5. Platz beenden. Neben der legendären Vendée Globe ist die Route du Rhum die prestigeträchtigste internationale Hochseeregatta für Einhandsegler. Im November 2018 gingen 123 Skipper in sieben verschiedenen Klassen an Start. Boris Herrmann will im Herbst 2020 als erster Deutscher auch die Vendée Globe segeln. Zudem kündigte der Hamburger auch an, das ehemalige Volvo Ocen Race (nun „The Ocean Race“) mitsegeln zu wollen. Dafür muss die Yach aber vom Solo-Betrieb auf ein Mannschafts-Layout umgerüstet werden. Die Planungen dafür starten bereits in diesem Jahr.

Die weiteren nominierten Yachten waren die 72 Fuß große Maxiyacht „Momo“ (Dietmar Schön) für den Sieg in der Klasse IRC 1 beim Rolex Middle Sea Race; die Ker56 „Varuna“ (Jens Kellinghusen) für den 3. Platz nach IRC beim RORC Carribbean 600 Race; der 6,50 Meter lange Mini „Lilienthal“ (Jörg Riechers) für die erfolgreiche Teilnahme am Einhand-Rennen von Les Sables auf die Azoren und zurück, die Farr40 Rennyacht „Struntje light“, mit der Dr. Wolfgang Schäfer im letzten Jahr den Farr40-Weltmeistertitel erringen konnte, und die Class 40 „Iskareen“, mit der Skipper Arnt Bruhns ebenfalls an der Route du Rhum über den Atlantik teilnahm und in seiner Wertungsgruppe auf den 17. Platz von 50 Teilnehmern kam.

Den Wehring & Wolfes Youth Award erhielten in deisem Jahr sehr überraschend die dänischen Organisatoren der erst wenige Jahre bestehenden Einhand-Regatta Silverrudder. Das Rennen begeistert seit wenigen Jahren die Solo-Segler-Szene und lockt inzwischen 400 Yachten an. Im vergangenen Jahr war das Event allerdings durch heftige Winde arg gebeutelt, so dass nur ein Bruchteil an den Start ging und schließlich das Ziel erreichte. Die Stifter des Preises, die Versicherung Wehring & Wolfes, hatten auf die Auswahl der Preisempfänger keinen Einfluss.

Zur Überraschung aller Anwesenden verlas Boris Herrmann nach der Vergabe des Senatspreises noch eine weitere Laudatio und durfte Arnt Bruhns für seine Atlantiküberquerung und insbesondere für seine besonders lesenswerten, täglichen Bordberichte mit dem Lifetime-Award der GER-00 ehren.

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