Sydney Hobart: Historischer Vierkampf bis zum Ziel

Vom Start in Sydney entwickelte sich ein enges Rennen an der Spitze. Foto: Rolex/Studio Borlenghi

Die 74. Auflage des Hochsee-Klassikers Rolex Sydney Hobart entwickelt sich zu einem noch nie dagewesenen Kampf an der Spitze. Die führende „Comanche“ hat die drei weiteren Supermaxis dicht am Heck, so dass bis zum Ziel auf Tasmanien ein enger Vierkampf erwartet wird.

Nach rund zwei Drittel der Strecke des 628 Seemeilen langen Rennens hat sich noch keine Crew entscheidend absetzen können. Lediglich zweieinhalb Meilen trennen das Supermaxis-Quartett mit der „Comanche“ um Eigner Jim Cooney und Superstar Jimmy Spithill an Bord an der Spitze und den weiteren Verfolgern. Die „Black Jack“ von Peter Harburg liegt auf Platz zwei, Rekordsiegerin „Wild Oats“ der Oatley-Familie und die „Infotrack“ von Christian Beck folgen dicht dahinter.

Die “Comanche” führt das Feld der verbliebenen 81 Yachten nach Hobart an. Foto: Rolex/Studio Borlenghi

Mark Richards, Skipper des achtfachen Gewinners „Wild Oats XI“, berichtete von einem legendären Vierkampf an der Spitze des Feldes um den Titel als „First Ship Home“: „Es ist bei weitem das engste Rennen aller Zeiten. Ich denke, es wird bis zur Ziellinie gehen.“ Eine Rekordzeit ist indes nicht in Sicht. Zu schwach war die Brise über der Bass Strait. Doch trotz der wechselhaften Bedingungen in der Meerenge zwischen dem australischen Festland und der südlichen Insel Tasmanien verloren sich die vier Konkurrenten nicht aus dem Blick. Am Donnerstagabend (Ortszeit) hatten sie den nordöstlichen Zipfel der Insel erreicht. Rund 200 Seemeilen lagen nach einer gesegelten Zeit von 1 Tag und 6 Stunden noch vor den Supermaxis. Damit ist die eine Jahr alte Rekordzeit der „Comanche“ weit außer Reichweite. 1 Tag und 9 Stunden brauchte die Siegerin im vergangenen Jahr. Jetzt werden es wohl neun Stunden mehr werden, wenn alles gut läuft.

„Es ist schwer zu wissen, wann wir das Ziel erreichen. Wir denken, sechs oder sieben Uhr morgens wäre möglich. Allerdings könnte es viel später werden, wenn die Brise schwächelt“, sagte Richards. Und die Letzten Meilen den Derwent River hinauf nach Hobart sind immer von unterschiedlichen Winden geprägt. Es könnten daher ein hochspannendes Finale werden, mit vielen taktischen Winkelzügen der vier Supermaxis.

Auch auf den vergangenen 400 Seemeilen offenbarte das Sydney Hobart eine Spannung wie kaum jemals zuvor. Die wechselnden Bedingungen warfen die „Wild Oats XI“ zwischendurch acht Meilen zurück, als sie einen Hochdruck-Keil falsch einschätzte. Aber sie arbeitete sich mit viel Engagement wieder dicht dran an den Spitzenreiter. „Die Jungs haben einen tollen Job gemacht. Wir haben jedes Segel etwa zehn Mal gewechselt“, berichtete Richards von der Arbeit an Bord.

Die “Black Jack” sieht für sich eine gute Chance, wenn der Wind vor Hobart nachlässt. Foto: Rolex/Studio Borlenghi

Tom Addis, Navigator bei „Black Jack“, teilte Richards Einschätzung über dieses Rennen: „Es ist sehr ungewöhnlich, dass sich gleich vier Boote im selben Bereich tummeln. Denn alle vier haben unterschiedliche Stärken und Schwächen. Das ist das interessanteste Rennen aller Zeiten unter den 100-Füßern. Es besteht eine gute Chance, dass wir alle zusammen in Hobart ankommen werden.“ Die „Black Jack“ habe dabei gute Chancen in einer schwachen Brise: „Wir sind sehr gut bei rund acht Knoten, andere haben Vorteile bei zehn bis zwölf Knoten Wind. Wir hoffen daher, dass die Brise noch ein wenig runtergeht“, so Addis.

Im Kampf um den Tattersall Cup, die Trophäe für die schnellste Yacht nach berechneter Zeit, hat die „Midnight Rambler“ einen großen Vorsprung erarbeitet. Aber noch ist die Entscheidung nicht gefallen. Denn die favorisierte „Ichi Ban“ kämpft sich nach einigen Fehlentscheidungen und hohen Verlusten wieder zurück. 81 Yachten von den 85 gestarteten befinden sich nach 1 Tag und 6 Stunden noch im Rennen. Die einzige deutsche Crew, die „Lunatix“ von Friedrich Böhnert, liegt nach gesegelter Zeit auf Platz 44 und wird am 29. Dezember am Vormittag in Hobart erwartet. Die “Winning Appliances” mit Dr. Wolfgang Schäfer (Lüneburg) ist derzeit nach gesegelter Zeit Neunte.

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